Vorweg: Die SVP besteht aus Vollidioten, die irgendwo im geistigen Stadium eines Kleinkindes steckengelieben sind. Sie nennen sich zwar "Volkspartei", in Wirklichkeit machen sie aber schon lange keine Politik fürs Volk mehr. Dafür sind sie viel zu radikal geworden. Durchaus vergleichbar mit der NPD in Deutschland. Deshalb hat sich vor zwei Jahren ja auch ein Teil der SVP abgespaltet und eine neue Partei (BDP) gegründet - weil es ihnen einfach zu dumm wurde.
Trotzdem, die Frage bleibt natürlich im Raum stehen.
Grundsätzlich gibt es einfach wahnsinnig viele Deutsche in der Schweiz. Viele wissen es nicht, aber Deutsche sind mit Abstand die grösste Einwanderergruppe in der Schweiz. Sie machen quantitativ gleich viele Personen aus, wie Einwanderer aus der Türkei, Ex-Jugoslavien, dem Kosovo, und Kroatien zusammen. Und ich sehe das als Student selbst jeden Tag. An unserer Universität hat es wirklich SEHR viele Deutsche. Ich will damit nicht sagen, dass das a priori schlimm sei - verstehe mich bitte nicht falsch. Wenn ich grundsätzlich etwas gegen Deutsche hätte, wäre ich wohl kaum in diesem Forum. Trotzdem fragt man sich natürlich manchmal: "Wo bin ich hier eigentlich? Ist das noch Schweiz?" wenn rund um einen herum plötzlich nur noch Deutsch gesprochen wird. Ich habe Seminare, in denen die Hälfte aller Teilnehmenden Deutsche sind. Das ist schon sehr viel. Zumal andere (ausländische) Volksgruppen einen wesentlich kleineren Anteil haben.
Das Problem mit vielen (achtung: NICHT allen!) Deutschen in der Schweiz ist, dass sie mit der falschen Einstellung in unser Land kommen. Viele Deutsche glauben, die Schweiz sei so eine Art siebzehntes Bundesland, oder Deutsches Protektorat. Im Grund laufe doch alles genau gleich. Und weil unsere Sprachen relativ ähnlich sind, schliessen viele daraufhin auch gleich darauf, dass demnach auch unsere Bräuche, unsere Kulturen, unsere Lifestyles und unsere Mentalitäten sie selben seien - mit anderen Worten: Das man sich in der Schweiz genauso verhalten könne, wie in Deutschland. Und genau dieser Rückschluss könnte falscher nicht sein. Auch wenn wir Nachbarn sind, unterscheiden wir uns in vielen Dingen sehr wohl. In einigen (z.B. was die Mentalität angeht) sogar sehr stark. Auch das ist etwas, das ich persönlich oft in meinem Alltag erlebe. Viele Deutsche besuchen in der Schweiz z.B. freiwillige Einwandererkurse. Weshalb? Genau aus diesem Grunde, weil sie eine Zeit lang hier gelebt und plötzlich gemerkt haben, dass es eben doch nicht alles das selbe ist. Mit dieser Haltung macht man sich bei uns in der Schweiz relativ unbeliebt. Allgemein legen viele Deutsche (beispielsweise auch in Mallorca, wo ich sehr oft bin) eine etwas imperialistische Haltung zutage. Frei nach dem Motto: "Wo wir sind, wird gefälligst Deutsch gesprochen und sich so Verhalten, wie wir das kennen". Ausgerechnet wir Schweizer, die wir in einem sehr kleinen Land leben und uns traditionell stets an alle rundherum anpassen mussten, vertragen das aber nicht so gut. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass man sich sofort versucht zu assimilieren, wenn man irgendwo anders ist. Deshalb spreche ich mit Romands z.B. auch nicht Schweizerdeutsch, sondern Französisch. Dafür habe ich es ja auch neun Jahre lang in der Schule gelernt.
Den Deutschen wird in der Schweiz oft nachgesagt, dass sie arrogant seien. Das stimmt zwar nicht, aber ich verstehe durchaus, weshalb dieser falsche Eindruck geschehen kann. Hier ein ganz typisches Kultur-Schock-Beispiel: Wenn ein Deutscher in eine Gastwirtschaft (oder "Beiz", wie wir sagen) geht, sagt er zum Kellner "Ich krieg ein Bier!" Wenn ein Schweizer dagegen in eine Beiz geht, sagt er zum Kellner: "Könnte ich vielleicht ein Bier haben?" In der Schweiz wird extrem viel im Konjunktiv gesprochen, während Deutsche praktisch immer den Imperativ brauchen. Der Konjunktiv wird bei uns benutzt, um Höflichkeit auszudrücken. Er heisst ungefähr: "Wenn es Ihnen keine zu grosse Umstände macht, wäre ich Ihnen sehr dankbar, mir ein Getränk zu bringen". Man will nicht stressen oder herumbefehlen. Für einen typischen Deutschen ist der Fall dagegen ganz anders: Ich bin hier Kunde, das ist deren Job mich zu bedienen, also krieg ich ein Bier. Und zwar zack-zack. Diese Haltung (auch wenn sie nicht böse gemeint ist, was ich euch durchaus glaube) kommt bei sehr vielen Schweizern sehr schlecht an. Für uns tönt so ein Befehl einfach sehr frech und unhöflich - oder eben, arrogant. Oder ein anderes Beispiel ist, dass ich immer wieder feststellen muss, das gewisse Deutsche in die Schweiz kommen, hier leben wollen, aber relativ wenig über unser Land wissen. Mich erinnert das dann etwas an die Amerikanische Haltung "alles ausserhalb der USA ist unwichtig". Wenn ich einem Deutschen dann erstmal erklären muss, wieviele Kantone unser Land hat oder was der Ständerat ist, finde ich das schon etwas komisch. Schliesslich kenne ich mich über die Verhältnisse in Deutschland auch halbwegs gut aus (obwohl ich nie in Deutschland gelebt habe). Oder noch ein letztes Beispiel: Deutsche sind (für unser Empfinden) äusserst direkt. Wir nennen das etwas sarkastisch "die Preussische Direktheit". Ein Deutscher ist lieber hart und ehrlich, als zu lügen. Er sagt einem klipp und klar, was er von XY hält. Sowas ist bei uns aber kulturell nicht gang und gäbe. Schweizer sind ein sehr diplomatisches Völkchen. Wir sagen nicht immer genau das, was wir denken, weil wir niemanden verletzen wollen. Denn eine verletzende Phrase wird allgemein sehr persönlich genommen. Deshalb sagen wir viele Dinge durch die Blume. Anstatt wie ein Deutscher zu sagen "Herr Meier, die Arbeit, die Sie hier abliefern, ist absolut mies" sagen wir lieber "Herr Meier, in letzter Zeit habe ich festgestellt, dass ihre Arbeitsmoral etwas nachgelassen hat. Könnte das sein? Ich möchte Ihnen wirklich nicht zu nahe treten, aber es wäre sehr hilfreich, wenn Sie sich in Zukunft wieder etwas mehr Mühe geben könnten. Ich weiss, wir haben schwere Zeiten, aber wir sind wirklich auf Sie angewiesen."
Auch in diesen Zeilen liegt ein grundsätzlicher Unterschied unserer Mentalität. Der Deutsche Chef möchte seinem Angestellten sagen, was Sache ist. Schliesslich ist er ja der Chef. Der Schweizer Chef ist dagegen sehr darauf bedacht, seinem Angestellten nicht auf den Schlips zu treten. Deshalb formuliert er seine Forderung für eine bessere Arbeitshaltung sehr vorsichtig und schliesst sich noch mit einem kleinen Kompliment ("wird sind auf Sie angewiesen) ab. Damit bringt er dem Angestellten Wertschätzung gegenüber. All das mag für Deutsche wahnsinnig kompliziert und unnötig erscheinen. Aber es gehört eben zum Kodex unserer Kultur. Genauso, wie es z.B. in den USA die Regel gibt, dass man mit einem Fremden über alles reden darf, nur nicht nicht über Sex, Politik oder Religion.
Kurzum: Deutsche Einwanderer würden sich das Leben oft leichter machen, wenn sie die Schweiz als ein völlig fremdes Land anschauen würden. Als würden sie nach Island oder Brasilien auswandern. Natürlich verbindet uns unter dem Strich sicher mehr miteinander, aber man tappt damit nicht in die Falle des "typischen Deutschen", der glaubt, sich überall so benehmen zu können, wie zu Hause.
Ich möchte abschliessend aber noch einmal betonen, dass ich all das nicht wertend meine. Ich möchte unsere Kultur wertemässig nicht über die Deutsche stellen. Es geht NICHT um ein Kräftemessen. Unsere Länder sind einfach anders - nicht besser oder schlechter. Und es gibt durchaus auch Deutsche, die sich sehr schnell sehr gut anpassen. Was ich trotzdem nach wie vor bei vielen vermisse, ist der Wille, Schweizerdeutsch zu lernen. Das verstehe ich ehrlich gesagt nicht ganz. Viele bringen das Pseudo-Argument "mein Akzent tönt dann so blöd". Aber erstens stimmt das nicht und zweitens bedeutet es einem Schweizer sehr viel, wenn es ein Deutscher wenigstens versucht. Ist doch eigentlich das selbe, wie wenn ein Türke nach Deutschland kommt. Es geht nicht darum, dass sein Akzent innerhalb kürzester Zeit verschwindet. Es geht darum, dass er es VERSUCHT, und sich ernsthaft mit der Sprache seines Einwandererlandes auseinandersetzt. Und auch wenn ich Hochdeutsch eine sehr schöne Sprache finde - in der Schweiz möchte ich lieber Schweizerdeutsch hören.
@ Lukekain:
GENAU DAS ist Arroganz pur. Was weisst du schon von der Schweiz? Ich rede in meinem Alltag wahrscheinlich mit mehr Deutschen, als du Schweizer in deinem ganzen Leben gesehen hast. Und Abspaltung von Deutschland - so ein Schwachsinn. Wann sollen wir uns dann bitteschön abgespaltet haben mmh?? Wir waren einmal von den Habsburgern besetzt - und das waren Österreicher. Vielleicht solltest du deine Geschichtsbücher wieder mal durchblättern, anstatt in deinem Deutschen Imperalisten-Denken zu versinken. Und zu behaupten, unsere Sprache sei bloss ein Deutscher Dialekt, da kannst du grade so gut das selbe vom Niederländischen behaupten. Unsere Sprachen haben sich nämlich beide zur selben Zeit von der Deutschen Sprache abgespaltet - und zwar im 12. Jahrhundert. Aber diese Fakten interessieren dich ja sowieso nicht. Rede doch mal mit einem richtigen Berner oder einem Walliser, da kannst du dann schauen, wo du bleibst.